Manchmal wird es netter als man denkt – mein Weg zur Prädikantin
Prädikantin – nein das habe ich nicht nötig. Ich bin schließlich Diakonin und habe in dieser Funktion bereits unzählige Gottesdienste vorbereitet mit entwickelt und durchgeführt. Warum brauche ich jetzt noch einen Schein für etwas, was ich sowieso schon kann? Mein ganzes Berufsleben lang hat es mich immer mal wieder gewurmt, dass ich nicht ganz selbstverständlich qua Amt das Abendmahl austeilen und predigen darf. Außerdem wusste ich von Kolleginnen, dass der Weg zur Prädikantin durchaus auch Arbeit bedeutet, die ich mir eigentlich ersparen wollte. Dennoch bin ich trotz meiner Vorbehalte beim Prädikantenkurs gelandet.
Als ich mich auf den Weg zur ersten Einheit im April nach Loccum machte, habe ich gedacht, wenn es ganz furchtbar wird, kannst du ja immer noch aufhören. Nach der ersten Stunde war dieser Gedanke nicht mehr vorhanden. Schon die Einstiegsfrage: “Warum mögen Sie Gottesdienste“ faszinierte mich und ich begriff, ich war bei diesem Kurs, weil es mir Spaß macht, mich mit allen Fragen, die mit dem Gottesdienst zu tun haben, auseinander zu setzen. In mir wuchs die Erkenntnis, dass ich am richtigen Platz war und die Auszeit vom Alltag mir gut tun würde. Der Kurs war für mich von Anfang an ein Gewinn. Ich entdeckte im letzten Jahr, dass das Predigtschreiben sehr viel mit mir selbst zu tun hat und deshalb für mich bereichernd ist. Ich fühlte mich in der Gruppe von netten Kolleginnen und Kollegen sehr wohl, genoss das schöne Ambiente und das gute Essen in Loccum. Beiden Referenten gelang es die eigene Begeisterung den Gottesdienst betreffend, auf die Gruppe überspringen zu lassen. Mir wurde im Verlauf des Kurses deutlich, dass ich bei Weitem noch nicht alles kann, was den Gottesdienst betrifft, aber auch das es lernbar ist. Als Fazit der drei Kurse kann ich sagen: Sie waren ein High - Light meines letzten Jahres, ja sie haben mein Jahr strukturiert, sie waren eine gute Konstante, in einer sehr bewegten, durchaus nicht immer einfachen Zeit.
Die wichtigste Erfahrung, die ich mitnehme, ist die Erfahrung der eigenen Wandlung. Meinen Ärger darüber, dass ich diesen Kurs machen muss, wandelte sich in Freude darüber, was mir in diesen drei Kursen geschenkt wurde. Die Auseinandersetzung mit biblischen Texten und das Schreiben einer eigenen Predigt, haben meinen eigenen Glauben genährt und bereichert. Die Begegnung mit Menschen, die sich auf ihre Art mit dem gleichen Text auseinandersetzen, hat mir gut getan und mir gezeigt, wie unglaublich spannend es sein kann sich mit biblischen Texten zu beschäftigen und was diese Auseinandersetzung mit meinem Leben zu tun hat. Jetzt habe ich meinen ersten eigenen Gottesdienst hinter mir, der Zweite wird gerade vorbereitet und neben der Aufregung, entdecke ich auch hier, die Faszination des Gottesdienstes. Also Kolleginnen und Kollegen meldet Euch an, es lohnt sich!